2 Glücksgefühl Junkie
Vieles was mich in meinem Leben, zufrieden und glücklich fühlen lässt wird durch äußere Einflüsse bestimmt.
Habe ich etwas besonders gut gemacht und werde dafür gelobt, dann fühle ich mich automatisch gut. Dabei muss das was ich getan habe gar nicht unbedingt besonders gut sein. Das Lob sorgt trotzdem dafür, dass es mir so scheint, dass es gut war.
Trinke ich ein Glas Wein, dann fühle ich mich erst mal gut. Nach einer ganzen Flasche viellcht nicht mehr ganz so gut, und je nach Qualität des Weines, am nächsten Morgen sicher nicht mehr so besonders. ;)
Äußere Einflüsse können mein Glücklichkeitsgefühl bestimmen, wenn ich das will. Da ich sie nur begrenzt beeinflussen kann, mache ich mich nur dummerweise dann auch abhängig von Ihnen. Und wenn ich abhängig bin, dann habe ich es nicht mehr selbst in der Hand glücklich zu sein.
Aber genau diese Abhängigkeit ist doch das "Normalste" auf der Welt, oder?
Ich kenne viele Menschen, die genau so leben und genau diese äußeren Einflüsse brauchen. Sie fordern sie geradezu ein: ("Habe ich das nicht gerade besonders gut gemacht?") Sie nehmen sie sich: (Ein Glas Wein) Oder sie richten ihre Ziele, bewusst oder unbewusst darauf aus, dahingehend befriedigt zu werden. Klappt das nicht, dann bin ich eben unzufrieden und habe auch noch einen Grund auf wen ich es schieben kann.
Auch ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich offensichtlich darauf hinarbeite, dass bestimmte Bedürfnisse von mir befriedigt werden, damit ich wieder glücklich sein kann.
Glücklich, für einen kurzen, schnell vergangenem Moment.
Spiele wie World of Warcraft sind ein sehr gutes Beispiel, wie mit Glücksgefühl-Junkies ein perfekt ausgeklügeltes Spiel getrieben werden kann. Jede einzelne erfolgreiche Quest, jeder einzelne Kill eines Monsters und jeder neu gefundene Ausrüstungsgegenstand, der meinen Helden auch nur ein bisschen besser macht, erzeugt in mir ein Glücksgefühl, was mich nach mehr verlangen lässt. Immer noch ein bisscher weiter. Auf der Jagd, nach dem nächsten Glücksgefühl.
Doch da gibt es noch die andere Seite der Medaille.
Was, wenn mir jemand blöd kommt. Was, wenn mal etwas nicht gelingt? Ich kein Lob bekomme, obwohl ich es erwarte. Jemand etwas zu mir sagt, was mir gerade nicht in den Kram passt. So können mich kleine Ereignisse schnell aus der Bahn werfen und in einen negativen Gefühlszustand versetzen. Dann sehe ich meine besten Freunde vielleicht plötzlich als die größten Idioten.
Muss das sein?
Um herauszufinden wie sehr ich mich von äußeren Umständen abhängig mache, kann ich damit beginnen, mir dies bewusst zu machen.
Idee 1: (Ich)
- Nimm ein Notizbuch und trage es den Tag über bei dir.
- Immer, wenn ein äußerer Umstand ein positives oder negatives Gefühl in dir auslöst schreibe es direkt als Notiz in dein Buch.
- Werte deine Notizen am Abend aus, indem du versuchst Überschneidungen zu finden. Frage dich bei deinen Einträgen nach dem Warum.
Idee 2: (Wir)
- Vereinbart in eurem Team zwei geheime Zeichen, die nur intern bekannt sind. Eines für ein positives Gefühl und eins für ein negatives.
- Immer wenn es bei Konversationen oder anderen Ereignissen dazu kommt, dass bei jemandem im Team ein positives oder negatives Gefühl ausgelöst wird, zeigt derjenige es an, so dass alle anderen wissen woran sie sind.
- Optional kann auch jeder im Team ein Notizbuch mitführen und die wichtigsten Gefühlsauslöser gleichzeitig noch für sich dokumentieren.
- In regelmäßigen Abständen führt das Team eine Retrospektive mit dem Fokus "Glücksgefühl-Junkie" durch. In dieser Retro werden einzelne Situationen noch mal aufgerollt und durch gesprochen.
Hierdurch lernen sich die Einzelnen Teammitglieder besser kennen und bauen untereinander mehr Vertrauen auf, so dass sie zukünftig Schritt für Schritt, in einem emotional "sichereren" Umfeld zusammen arbeiten können.
Inspiriert von The Art of Happyness vom Dalai Lama